Aus den Lautsprechern dringt Geschrei. Die Stimme eines Mannes wendet sich eindringlich an die Angreifer, die offenbar eine Familie überfallen, seine Frau und Tochter in Ruhe zu lassen. Es fallen Schüsse.
Zu Gast bei der Deutschen Welle, hören wir eine Folge der Serie Crime Fighters. Wanjiku Mwaura (27) stellt das Hörspielformat vor, an dem sie selbst mitschreibt und in dem sie spielt. In verschiedenen Folgen thematisiert Crime Fighters Themen, mit denen Jugendliche in Subsahara-Afrika in Berührung kommen, und vor denen die Erfinder des Hörspiels sie warnen wollen. Dazu gehören Terrorismus, Menschenhandel und Internetkriminalität.
Schwere Kost, aber Mwaura versichert uns, dass die Serie auch lustig sei. Sie zeigt Bilder vom Aufnahmestudio in Nairobi, wo die Schauspieler Bretter zwischen sich und das Mikro halten, um den Klang ihrer Stimme zu verändern.
„Vielleicht ist das eine Art, mit schweren Sachen umzugehen“, sagt sie, „Es muss immer lustig sein.“
Für jede Region ein eigenes Angebot
Crime Fighters ist ein gutes Beispiel dafür, wie die Deutsche Welle für jede Region, in der sie sendet, eigene Formate entwickelt, statt Beiträge einfach zu übersetzen. In Subsahara-Afrika zum Beispiel gibt es viele Online- und vor allem mobile Angebote: Die meisten Leute dort haben ein Smartphone, aber nicht unbedingt einen Computer oder Fernseher. Die Deutsche Welle hat deshalb auch einen Nachrichtendienst per Whatsapp auf Swahili entwickelt. Daneben sendet der Afrikadesk auf Hausa, Amharisch, Englisch, Französisch und Portugiesisch. Mwaura findet es wichtig, „dass das Englisch und Französisch, das in den Sendungen gesprochen wird, die Variante der jeweiligen afrikanischen Region ist.“ In Crime Fighters verwenden die Scriptwriter und Schauspieler, die alle aus Afrika kommen, Slang und spezifische regionale Redewendungen.
Internationaler Journalismus auch für Deutschland
Während Catherine Beckmann uns durch die langen Gänge des Gebäudes führt, grüßt sie hier einen Kollegen auf Englisch, dort auf Spanisch. Im einzigen Fernsehstudio des Bonner Hauses – die größeren Studios sind in Berlin – werden gerade die russischen Nachrichten präsentiert. Die internationale Atmosphäre ist sehr erfrischend in einer Medienlandschaft, in der hauptsächlich Deutsch gesprochen wird, und Ausländer eher die Ausnahme sind. Im Bonner Funkhaus hört man 30 Sprachen unter einem Dach.
Als ausländische Journalistin in Deutschland fand ich das ermutigend: Bei der Deutschen Welle gilt es nicht als Nachteil, wenn man nicht Deutsch als Muttersprache hat. Stattdessen ist es eine Bereicherung. Die Redakteure können durch ihre Sprachkenntnisse vor Ort direkt mit Leuten reden und unterschiedliche Perspektiven zeigen. Davon lernen beide Seiten: Der Talkshow Shababtalk des Libanesen Jaafar Abdul Karim zum Beispiel erreicht Millionen Jugendliche in der arabischen Welt, und ist auch in Deutschland beliebt.
Demokratie exportieren?
Bleibt die Frage, ob die Deutsche Welle, die sich wie alle öffentlich-rechtlichen Sender aus Steuergeldern finanziert, nicht vor allem dazu dient, das demokratische Gedankengut in andere Länder zu exportieren. Ist sie in dem Sinne nicht nationalen Sendern wie RussiaTV oder Al Jazeera ähnlich, die Beckmann kritisiert? „Ja“, sagt Beckmann dazu, „wir wollen auch unsere Werte teilen. Aber unsere Werte sind Pressefreiheit und Meinungsfreiheit.“
Ich teile diese Werte. Trotzdem würde ich es spannend finden, wenn der internationale Journalismus sich auch diese Fragen stellen würde: Was genau heißt Meinungsfreiheit? Gibt es auch andere Staatsformen als die der Demokratie, die legitim sind? Gerade mit Jugendlichen, von denen sich viel der Demokratie nicht zugehörig fühlen, ist es wichtig, diese Fragen offen zu diskutieren. In der Zwischenzeit freue ich mich über wichtige Sendungen wie Crime Fighters und Shababtalk.
Text & Fotos: Josta van Bockxmeer